Die Stadt Tarnowitz (Tarnowskie Góry) kenne ich schon seit vielen Jahren. Früher erschien sie mir bei weitem nicht so eindrucksvoll und interessant wie heute. Zu Zeiten, als die historischen Bürgerhäuser noch von abblätterndem Putz und Grauheit gezeichnet waren, konnte man ihr verborgenes Schönheit kaum erkennen. Heute begeistert Tarnowitz mit renovierter Architektur, und ihr Charme zieht immer mehr Touristen an.
Kein Wunder also, dass wir diesen Ort gern mit unseren Gästen besuchen. Diesmal – vielleicht zufällig, vielleicht nicht – gelangten wir zum Bergmannsplatz (Plac Gwarków), wo gerade ein Parkplatz frei wurde. Ohne zu zögern parkte ich, bevor mir jemand zuvorkommen konnte. Es stellte sich heraus, dass man auch in diesem Winkel den Hauch der Geschichte spüren kann – nicht nur jener, die mit Staatlichkeit oder Monarchie verbunden ist, sondern auch mit der Entwicklung von Technik und Urbanisierung, die unsere Zivilisation geprägt haben.
Mit diesen Gedanken wanderte ich weiter, bis ich zu einer faszinierenden Spur der Vergangenheit gelangte – verbunden mit Johann Wolfgang von Goethe, dem berühmten Dichter und Denker.

Bergmannsplatz (Plac Gwarków)
Unser Besuch auf dem Bergmannsplatz begann mit der lang ersehnten Parkplatzsuche – nach einigem Herumfahren. Gleich in der Nähe befinden sich die St. Peter-und-Paul-Kirche und der Bergmannglockenturm.
Der Glockenturm wurde 1955 auf Initiative des Vereins der Liebhaber des Tarnowitzer Landes an seinen heutigen Standort versetzt und verkörpert die Wertschätzung für die bergmännischen Traditionen der Region. Seine Konstruktion aus Holzpfählen und das mit Schindeln gedeckte Zeltdach erinnern an den Stil der historischen Bergbauarchitektur.
Die Schichtglocke erinnert an die Zeit, als ihr Klang den Arbeitsrhythmus in den Bergwerken bestimmte. Heute ist sie ein Symbol des kulturellen Erbes von Tarnowitz und Zeugnis der industriellen Vergangenheit der Stadt.
St. Peter-und-Paul-Kirche

Dies ist die älteste katholische Kirche in Tarnowitz, deren Ursprünge auf das Jahr 1519 zurückgehen. Das heutige gemauerte Gotteshaus wurde 1530 errichtet. Etwa hundert Jahre diente es der evangelischen Gemeinde, bevor es 1629 wieder an die Katholiken zurückgegeben wurde. Ein Jahr später wurde hier eine Pfarrei gegründet.
Im 17. und 18. Jahrhundert wirkte hier eine jesuitische Mission, die unter anderem eine Schule für polnische Jugendliche betrieb. Die Kirche wurde mehrfach umgebaut - die größte Erweiterung erfolgte in den Jahren 1848-1851, ihr heutiges Aussehen verdankt sie auch Arbeiten aus der Zwischenkriegszeit.
Die Kirche befindet sich am Bergmannsplatz im Herzen der Stadt. 1821 nahm hier Julian Ursyn Niemcewicz an einem polnischen Gottesdienst teil.
Bergmannglockenturm

Der Bergmannglockenturm steht bei der St. Peter-und-Paul-Kirche. Er wurde 1955 auf Initiative des Vereins der Liebhaber des Tarnowitzer Landes an seinen heutigen Standort versetzt.
Er ruht auf einem Kalksteinsockel, seine hölzerne Pfostenkonstruktion und das mit Schindeln gedeckte Zeltdach erinnern an die traditionelle Bergbauarchitektur. An seinem Fuß befinden sich zwei Gedenktafeln, die Symbole des Freiheitskampfes ehren: eine ist Pfarrer Jerzy Popiełuszko gewidmet, die andere der Solidarność-Bewegung der Jahre 1980-1981.
Im Turm hängt die Bergmannsglocke aus dem 16. Jahrhundert, deren Klang einst die Schichtwechsel in den Bergwerken bestimmte. Heute ist sie ein Symbol der Bergbauvergangenheit von Tarnowitz.
Die Route der Adlerhorste
Das Reisebuch "Auf der Route der Adlerhoste. Geheimnisse des Krakau-Tschenstochauer Jura" erzählt die Geschichte der Burgen und ihrer Ruinen entlang der historischen Route, die in Südpolen zwischen Krakau und Tschenstochau verläuft. Die meisten dieser Burgen wurden im 13. Jahrhundert errichtet und dienten der Verteidigung der Staatsgrenze. Ihre malerische Lage inmitten von Kalksteinfelsen machte sie einst schwer zugänglich.
Die Umgebung, in der sie sich befinden, ist von Kalkfelsen geprägt, die eine große Attraktion für Bergsteiger darstellen. Auch die zahlreichen Höhlen machen die Region zu einem beliebten Ziel für Touristen.
Bergmannshaus (Dom Gwarka)
Das Bergmannshaus zählt zu den ältesten und markantesten Gebäuden in Tarnowitz (Tarnowskie Góry). Erbaut 1598 in der Gliwicka-Straße 2, beherbergte es hundert Jahre lang (1754-1854) eine protestantische Schule - Zeugnis der multikulturellen Stadtgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg drohte der Abriss, doch dank des Engagements von Bürgern, insbesondere des Vereins der Liebhaber des Tarnowitzer Landes (SMZT), wurde es gerettet. Seit dem 17. Mai 1965 dient es als SMZT-Hauptsitz und bleibt ein wichtiger Stadtpunkt. Hier finden Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge statt, und das Gebäude selbst symbolisiert bürgerschaftliches Engagement für den Denkmalschutz. Durch SMZT-Bemühungen erhielten die Tarnowitzer Bergwerke UNESCO-Welterbestatus.
Verein der Liebhaber des Tarnowitzer Landes

Der SMZT spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewahrung des bergbaulichen Erbes. Der 1953 gegründete Verein initiierte die UNESCO-Anerkennung der Historischen Silbermine und des Schwarzen Forellen-Stollens.

Im Erdgeschoss des Hauses Gliwicka 4 befindet sich eine Pierogarnia (Pelmchen-Restaurant) mit traditionellen und kreativen Varianten. Auf meine Bitte hin wurde eine Probierauswahl außerhalb der Speisekarte zubereitet. Trotz Andrang war der Service freundlich und die Atmosphäre gemütlich.
Hostel "Młotek i Perlik"

Der SMZT eröffnete hier das erste Stadthostel in den ehemaligen Gebäuden der Seifenfabrik Joseph Lukaschik. Der Name "Schlägel und Eisen" verweist auf Bergbausymbole, während das Interieur an die Fabrikgeschichte erinnert. Etwa 40 Betten verteilen sich auf 10 individuell gestaltete Zimmer mit Großgrafiken historischer Produkte. Gemeinschaftsräume zeigen Archivfotos und Fabrikexponate.
Das größte Zimmer ist im Militärstil des schottischen Black Watch-Regiments eingerichtet, dessen Offiziere hier einst ihre Messe hatten. Zu sehen sind Fotos, Zeitungsartikel und Regimentalia mit dem Andreaskreuz-Motiv.
Seifenfabrik

1845 gründete Joseph Lukaschik in Tarnowitz eine Seifen- und Waschpulverfabrik, die schnell Anerkennung fand - zunächst in Deutschland, nach 1922 auch in Polen. Das Unternehmen produzierte diverse Seifensorten an Standorten wie der Schloss- und Gliwicka-Straße, unterhielt Filialen und warb in überregionalen Zeitungen. 1954 wurde die Fabrik geschlossen.
Goethe-Haus (Dworek Goethego)
An der Kreuzung der Górnicza- und Jan-Bondkowski-Straße steht ein unscheinbares, aber denkmalgeschütztes Gebäude aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, bekannt als Goethe-Haus. Mein Interesse erwachte, als ich am Bergmannshaus eine Gedenktafel über Johann Wolfgang von Goethes Aufenthalt in Tarnowitz entdeckte. Diese Entdeckung inspirierte mich zur Spurensuche, die mich schließlich zu diesem eingeschossigen Backsteinbau mit schlichter Architektur führte.

Das Gebäude weist keine ausgeprägten Stilmerkmale auf. Die sechsachsige Vorderfassade hat eine zentrale zweiachsige Dachgaube mit rundem Okulus. Die Raumaufteilung folgt einem zweiflügeligen Grundriss, wobei der östliche (vordere) Flügel etwas breiter ist. In der Mittelachse verläuft eine Diele mit Zugängen zu den Räumen und eine zweiläufige Treppe zum Dachgeschoss. Die Erdgeschossräume haben erhaltene Balkendecken. Die Haustür besteht aus Holzlamellen, das traditionell mit Schindeln gedeckte Walmdach verläuft parallel zur Górnicza-Straße. Eine kleine schindelgedeckte Anbaut befindet sich an der Nordwestecke, entlang der Bondkowski-Straße verläuft ein Ziegelzaun mit schmiedeeisernem Gartentor zum stimmungsvollen Restaurantgarten. Ein zweiter, intimerer Garten liegt südlich und westlich des Grundstücks.

Heute beherbergt das Gebäude das PTTK-Touristeninformationszentrum. Vor dem Haus steht ein originelles Tintenfass-Denkmal mit Feder, das symbolisch an die Dichter Goethe und Julian Ursyn Niemcewicz erinnert. Die einst daneben stehende prächtige Linde musste leider aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Im Erdgeschoss befindet sich das stilvolle Restaurant Praha mit schlesisch-österreichischem Flair - ausgestattet mit historischen Bierkrügen, Möbeln, Fotos und Gemälden. Hier finden auch Vernissagen, Fotoausstellungen und Kammerkonzerte statt. Die ehemals vor dem Gebäude stehenden Linden sollen inzwischen gefällt worden sein.
Restaurant Praha

Ich entdeckte das Goethe-Haus zufällig kurz vor Restaurantöffnung, was mir eine ungestörte Unterhaltung mit dem Personal, Menüstudium und Fotografieren ermöglichte. Ich konnte auch den PTTK-Sitz im Obergeschoss und weitere Räume besichtigen. Wie der Name verrät, dominieren böhmische Spezialitäten die Karte: Knödel, Knoblauchsuppe, gebackener Käse und eine breite Prager Bierauswahl.
Julian U. Niemcewicz

1821 weilte der polnische Schriftsteller und Politiker Julian Ursyn Niemcewicz, Mitautor der Verfassung vom 3. Mai, im Haus. Seinen Tarnowitz-Besuch beschrieb er im posthum 1873 erschienenen Werk Reise nach Großpolen und Schlesien 1821. Er besuchte die Peter-und-Paul-Kirche, nahm an einer polnischen Messe teil, besichtigte die Blei-Silber-Hütte in Strzybnica und fuhr - wie Goethe drei Jahrzehnte zuvor - in die "Friedrich"-Grube ein. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an beide Persönlichkeiten.
Oder vielleicht Ostsee?
Das Reisebuch Von den Kaiserbädern über Swinemünde und Misdroy bis nach Kolberg erzählt von den Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sowie von Swinemünde, Misdroy und Kolberg. Auch die Inseln Usedom und Wollin sowie der Nationalpark Wollin werden vorgestellt.

Das Buch enthält zahlreiche Fotos von den beschriebenen Orten und der kleine Hund York Fafik begleitet uns.
Auf den Spuren von J. W. Goethe
Johann Wolfgang Goethe besuchte Tarnowitz (Tarnowskie Góry) am 4. September 1790 als Mitglied der Delegation von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ziel des Besuchs war das Studium moderner Bergbautechnologien, insbesondere der ersten Dampfmaschine auf dem europäischen Kontinent, die 1788 in der "Friedrichsgrube" (poln. Kopalnia Fryderyk) installiert worden war, um die Abwasserung der Stollen zu gewährleisten. Der Herzog, der in seinem Bergwerk bei Ilmenau mit ähnlichen Problemen kämpfte, wollte sich von der Praxistauglichkeit dieser Innovation überzeugen. Goethe - als Mitglied des Gefolges - sollte ihn auf dieser technischen Mission begleiten.

Während seines Aufenthalts wohnte Goethe in dem Herrenhaus, das heute seinen Namen trägt - dem Goethe-Haus - und verbrachte dort zwei Tage. Tarnowitz, damals eines der wichtigsten Industriezentren Europas, trug den Beinamen "zweites England" aufgrund der dynamischen Entwicklung des Bergbau- und Hüttenwesens. Goethes Besuch unterstreicht die Bedeutung der Stadt während der industriellen Revolution und ihren Beitrag zur Entwicklung von Bergbautechnologien.
Goethe besichtigte sowohl die "Friedrichsgrube" als auch das "Friedrichshüttenwerk" (poln. Huta Fryderyk). Bei seiner Abreise hinterließ er im Wagen eine Notiz, die später in das "Goldene Buch" der Bergwerksgäste eingeklebt wurde. Gerade dieser kurze Text, verfasst im September 1790, hat mich als Übersetzer inspiriert.
Ich zitiere daher Goethes originalen Eintrag:
„Fern von gebildeten Menschen,
am Ende des Reiches wer hilft euch,
Schätze finden und sie glücklich zu bringen ans Licht?
Nur Verstand und Redlichkeit helfen,
es führen die beyden Schlüssel
zu jeglichem Schatz welchen die Erde verwahrt."
Goethes Eintrag löste einige Kontroversen aus, vor allem wegen der Formulierung "fern von gebildeten Menschen", die einige Einwohner als herablassend empfanden. Tarnowitz - obwohl an der Peripherie des Königreichs Preußen gelegen - war Arbeitsort vieler gebildeter Spezialisten, die wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der lokalen Industrie hatten. Die Interpretation dieser Passage war daher Gegenstand zahlreicher Debatten.
Oder vielleicht Italien?
Das Reisebuch "Vier Städte in zehn Tagen. Florenz, Pisa, Rom und Venedig" erzählt von den Reizen und Attraktionen vier berühmter italienischer Städte und ihrer malerischen Umgebung.

Das Buch präsentiert nicht nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten und Touristenattraktionen, sondern auch subjektive Beobachtungen und persönliche Erlebnisse einer dreigenerationen Reisegruppe.
On the Trail of the Eagles' Nests
Turystyczna książka "On the Trail of the Eagles' Nests: Secrets of the Kraków - Częstochowa Jura" to anglojęzyczny przewodnik po zamkach i ruinach Szlaku Orlich Gniazd, odkrywający ich fascynującą historię i tajemnice.


Das Reisebuch Bad Flinsberg im Isergebirge und vieles mehr erzählt von den Reizen und Attraktionen dieses bekannten Kurortes. Der Kurort blickt auf eine lange Heiltradition mit Radon, Moor und der majestätischen Fichte zurück. Der Reiseführer widmet sich den Sudeten, dem Isergebirge und dem Riesengebirge und lüftet ihre Geheimnisse. Er führt uns auf Wanderwegen, zu Burgen, Museen und anderen interessanten Orten.
Das Buch richtet sich an Touristen, Wanderer, Radfahrer, Erholungssuchende und alle, die diese schöne Gegend erkunden möchten. An vielen Stellen begleitet uns der kleine Hund York Fafik, der oft zum stillen Helden der beschriebenen Abenteuer wird.
Reisen und Geschichten in meinen eigenen Publikationen
An dieser Stelle lade ich Sie ein, meine Bücher kennenzulernen, die mit der Erkundung interessanter Orte verbunden sind, die ich besucht und beschrieben habe. Aber nicht nur das.

Und diese mysteriöse Figur auf dem Bild stellt Handrystola dar,
einen Wanderer aus der Welt der Fantasie, der jedes meiner Bücher
begleitet.
Der folgende Link führt zu einem solchen Ort.
Galeria







Die Umgebung, in der sie sich befinden, ist von Kalkfelsen geprägt, die eine große Attraktion für Bergsteiger darstellen. Auch die zahlreichen Höhlen machen die Region zu einem beliebten Ziel für Touristen.



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